Schlossstraße 10

Schlossstraße 10

Geschäft von Bernhard und Henriette Gumperz geb. Fels in der Poststraße 13

Henriette Gumperz geb. Fels

Seit 1879 lebte Henriette Gumperz geb. Fels mit ihrem Mann Bernhard in Burgdorf. In der Poststraße 13 führten sie bis zum plötzlichen Tod ihres Mannes im Jahre 1910 ein Textilgeschäft. Drei Kinder, Johanna (1882), Albert (1884) und Gertrud (1886), brachte sie in Burgdorf zur Welt. Zuletzt wohnte sie in der heutigen Schlossstraße 10.

Ihre Mutter Bertha und ihre drei Schwestern, Ida, Emma und Therese, sind ihr nach Burgdorf gefolgt. Ihre Schwägerin Friederike war mit dem begüterten Burgdorfer Ölfabrikanten Carl Meyer verheiratet. Burgdorf war für die Familie offenbar bis zur Machtergreifung durch die Nationalsozialisten eine liebenswerte Stadt. Im Oktober 1933 verließ Henriette Gumperz Burgdorf und suchte Schutz bei ihrem Sohn Albert in Düsseldorf, weil sie sich hier wegen der Ausschreitungen des nationalsozialistischen Pöbels gegen jüdische Mitbürger, von denen die Nichte ihres Mannes, Olga, in einem Brief 1955 berichtet, nicht mehr sicher fühlte. 

Albert wurde in der Pogromnacht in Düsseldorf verhaftet und kurzzeitig nach Dachau verschleppt. Nach seiner Rückkehr emigrierte Henriette im April 1939 nach Den Haag. Ihr Name taucht dann erst wieder in den Listen des Lagers Westerbork (Niederlande) auf. Am 24. November 1942 wurde sie dort eingeliefert und noch am selben Tag nach Auschwitz deportiert. Dort kam sie am 27. November entweder tot an oder wurde bei ihrer Ankunft im Alter von 85 Jahren direkt in die Gaskammer geschickt.

Grüne Allee 7 Ramlingen

Grüne Allee 7 Ramlingen​

Elisbaeth geb. Bauer und Oskar Fodimann

Fodimann, Pauline, geb. Goldberg​

Pauline Fodimann, geb. Goldberg, war die Mutter von Max Fodimann, der sich evangelisch-lutherisch taufen ließ und am 18. März 1926 Elfriede Schrader aus Ramlingen in der St. Pankratius Kirche geheiratet hatte. Pauline stammte aus Polen, ihr Mann Mowscha (Navsche) Aaron aus Minks. Beide waren jüdischer Herkunft und hatten die russische Staatsangehörigkeit. Sie lebten zunächst in Dresden, seit Anfang der 1920er Jahre in Köln, wo Mowscha Aaron 1923 starb und begraben wurde. Pauline war am 2. November 1870 geboren und wurde am 27. Juli 1942 mit 72 Jahren von Köln nach Theresienstadt deportiert (Transport III/2, Zug Da 76 von Koeln,Köln (Köln),Rhein Provinz,Deutsches Reich nach Theresienstadt,Getto,Tschechoslowakei am 27/07/1942 ). Ihr Sohn Oskar schreibt einige Tage vorher an seinen Bruder Max in Ramlingen:

"Mittwoch 2 Uhr mittags Meine Lieben! Soeben erhalte ich die Hiobsnachricht, daß unsere lb. Mutter zum Transport für Montag, den 27. [Juli 1942; JR] eingesetzt ist. Sendet mir bitte sofort den Mantel und das Kleid im Korb nach hier. Bin bereits auf einer Stelle gewesen, aber nichts erreicht, morgen versuche ich es nochmals. Ob Erfolg ist eine große Frage. Solltet Ihr etwas an warmen Sachen haben 1 Unterhose oder Strümpfe legt es bitte bei. Ihr könnt Euch meinen Zustand vorstellen. Else weiß noch nichts, der Transport soll nach Theresienstadt (Böhmen?) hingehen. Erhielt soeben durch Adele die telefonische Nachricht. Viel schreiben kann ich jetzt nicht, bin zu erregt, der Brief soll weg, es ist furchtbar, was man alles mitmachen muß, aber hoffen wir weiter. Es gibt auch noch einen Gott. Ich bin leider dazu bestimmt, immer Hiobsnachrichten zu bringen. Bleibt gesund und munter. Es grüßt und küßt Euch alle viel tausendmal Mama und Euer Oskar."

Am 18. Dezember 1943 wurde sie von Theresienstadt aus nach Auschwitz transportiert (Transport Ds von Theresienstadt,Getto,Tschechoslowakei nach Auschwitz Birkenau,Vernichtungslager,Polen am 18/12/1943 ) und dort ermordet.

Fodimann, Oskar

Oskar Fodimann war der ältere Bruder von Max Fodimann, der mit seiner Frau Elfriede seit 1926 in Ramlingen den schwiegerelterlichen Hof bewirtschaftete. Beide waren jüdischer Herkunft mit russischer Staatsangehörigkeit. Oskar wurde am 25. März 1884 in Dresden geboren. In Köln, wo er mit den Eltern, Pauline geb. Goldberg und Mowscha Aaron, seit Anfang der 1920er Jahre lebte, heiratete Oskar Elisabeth (Else) Bauer, die vermutlich nicht-jüdischer Herkunft war. Da alle bekannten Transporte zwischen dem 27. Juli 1942 und Juni 1943 von Köln aus nach Theresienstadt gingen, muss Oskar zuvor wohl dort gewesen sein, bevor er am 15. Juni 1943 in Auschwitz ermordet wurde.dapibus leo.

Eidesstattliche Erklärung zum Tod ihres Mannes Oskar im Rahmen eines Entschädigungsantrags von Elisabeth Fodimann

Braunschweiger Straße 10

Braunschweiger Straße 10

Seewald Sigfried Goldschmidt und Berta geb. Fleischhacker

Seewald Siegfried Goldschmidt

Am 2. November 1880 wurde Seewald Siegfried Goldschmidt in dem Haus in der Braunschweiger Straße 10 geboren. Seine Eltern waren Salomon Goldschmidt und Emma Goldschmidt geb. Rosenstern. Seewald Siegfried Goldschmidt trat in die Fußstapfen seines Vaters, der zuletzt Direktor der Telephonfabrik Berliner in Hannover war, und wurde dort Prokurist. Später gründete er einen Packpapiervertrieb, den er bis 1936 führte, freilich seit 1933 mit rapide schwindendem Umsatz. Aus den Schreiben, die er in den Jahren 1939 und 1940 an den Oberfinanzpräsidenten richtete, geht hervor, wie sehr er unter der rassischen Diskriminierung und dem damit verbundenen wirtschaftlichen Abstieg litt. 

Als er 1940 nach Belgien auswanderte, war er nahezu mittellos. Mit großen Hoffnungen brach Seewald Siegfried Goldschmidt nach Brüssel auf. Er schrieb, er wolle sich eine neue Existenz aufbauen. Das ist ihm nicht gelungen. 1942 wurde er verhaftet und in das Sammellager Mechelen geschafft. Am 4. August 1942 wurde er mit dem ersten Transport aus Mechelen nach Auschwitz deportiert (Transport I from Caserne Dossin (Malines-Mechelen),Camp,Belgium to Auschwitz Birkenau,Extermination Camp,Poland on 04/08/1942 ). Dort wurde er ermordet.

Seine von ihm getrennt lebende Berta geb. Fleichhacker wurde am 15.12.1941 mit 1000 anderen Jüdinnen und Juden von Hannover nach Riga deportiert. Die gemeinsame Tochter Edith emigrierte 1935 nach Palästina.