Marktstraße 56

Marktstraße 56

Rosalie Jacobsohn geb. Behr vor dem Geschäft in der Marktstraße 56
Georg Jacobsohn mit Kameraden der Feuerwehr 1911 in Turin

Georg Jacobsohn, Rosalie Jacobsohn geb. Behr, Alfred Jacobsohn, Eva Johanna geb. Stern und Kind ohne Namen

Georg Jacobsohn stammte aus Preußisch Friedland in Pommern, wo er am 9. November 1872 geboren wurde. 1895 kam er nach Burgdorf. Seit 1901 führte er zusammen mit seiner Frau Rosalie geb. Behr im Haus Marktstraße 56 ein Schuh- und Textilgeschäft. 

 Georg Jacobsohn kämpfte als Frontsoldat im Ersten Weltkrieg „für Gott, Kaiser und Vaterland“. Er war Mitbegründer des Verkehrs- und Verschönerungsvereins. Noch 1933 war er Rechnungsprüfer im Schützen-Corps, eine absolute Vertrauensstellung, in die er 1928 erstmals gewählt wurde.  1905 trat er der Freiwilligen Feuerwehr in Burgdorf bei. Sechs Jahre später war er einer der sieben Kameraden, die zur Weltausstellung nach Turin fuhren, um an den dort stattfindenden Feuerwehr-Wettbewerben teilzunehmen. Von dieser Reise stammen die zwei einzigen Bilder, die von ihm erhalten sind. Die sieben Kameraden gewannen als einzige deutsche Freiwillige Feuerwehr einen Ehrenpreis. 

 In den 1920ern war Georg Jacobsohn Gruppenführer an der Handdruckspritze. Noch 1931 wurde er zum Adjutanten der Feuerwehrführung vorgeschlagen und bestätigt. Damit gehörte er neben dem Hauptmann Wilhelm Lüders und seinem Stellvertreter August Geissler zur obersten Führungsebene der Burgdorfer Feuerwehr. Im Jahr 1933 wurde sein Name im Beitragsbuch der Feuerwehr gestrichen und vermerkt: „ausgetreten 1. September 1933“. Nach der Machtergreifung im Januar desselben Jahres wurden die Feuerwehren nach und nach zu straff geführten Polizeigruppen umgestaltet und auf Luftschutzaufgaben ausgerichtet. In einer vergebenen Mustersatzung, die am 15.01.1934 in Burgdorf angenommen wurde, wurden nicht-arische Mitglieder ausgeschlossen. Wie Georg Jacobsohn kamen viele jüdische Kameraden dieser Demütigung durch einen freiwilligen Austritt zuvor. 

 1902 kamen der Sohn Hermann und 1906 dann Alfred zur Welt. Hermann machte eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete in verschiedenen großen Kaufhäusern (Karstadt, Tietze (später Kaufhof), Wronker (später Hansa), Alsberg) in der Teppich- und Gardinenabteilung in Hannover, Hamburg, Frankfurt am Main und anderswo. Ende November 1933 wurde er aus rassischen Gründen entlassen: „Am 21. November 1933 musste ich aus der Firma Wronker ausscheiden, indem mir mitgeteilt wurde, es sei im 3. Reich nicht möglich, dass ein Jude Abteilungsleiter bleibe und über das arische Personal herrsche!“ schrieb er später. 1935 emigrierte er nach Frankreich, schlug sich dort mehr recht als schlecht als Hauslehrer und Student durch, bis er 1937 Hilde Sommer heiratete und nach Straßburg zog. Die jungen Eheleute wurden von den Schwiegereltern unterstützt, und Hermann, der sich jetzt Armand Jacobson nannte, half dem Schwiegervater, der als Vertreter arbeitete. Mit Kriegsausbruch trat er der Fremdenlegion bei, um der Internierung durch die Franzosen zu entgehen, und wurde bis 1946 in Übersee eingesetzt. Sein Name wird in Frankreich in den Listen der militärischen Résistance geführt (Sérvice Historique de la Défense, Dossiers administratifs de résistantes et résistants, GR 16P 303319). 

Wahl Georg Jacobsohns zum Adjutanten, 1931
Alfred Jacobsohn und Eva Johanna geb. Stern

Alfred Jacobsohn war Verkäufer beim Warenhaus Sternheim & Emanuel in Hannover, Große Packhofstraße. Auch er wurde aus Gründen der Rasse Mitte 1933 entlassen. Er kehrte deshalb nach Burgdorf zurück und arbeitete im väterlichen Geschäft gegen ein Taschengeld mit. Nach dem Boykottaufruf 1933 verschlechterte sich auch die wirtschaftliche Lage der Jacobsohns drastisch. Augenzeugen berichten, dass Burgdorfer SA-Leute bei Jacobsohns Scheiben eingeschlagen, die Familie ins Schlafzimmer gesperrt und den Laden ausgeräumt hätten. Besonders begehrt seien Lackschuhe gewesen. Im Gefolge der SA wären auch andere Burgdorfer eingedrungen und hätten im Wohnzimmer Silber gestohlen. Im Mai 1937 übernahm Friedrich Fehling den Laden. Georg, Rosalie und Alfred zogen nach Hannover in die Podbielskistraße 339. In der Hannoveraner Zeit lebten Jacobsohns in großer wirtschaftlicher Not. Georg musste für einen Stundenlohn von 57 Pfennigen in einer Wäscherei arbeiten (entspricht einer heutigen (2022) Kaufkraft von ca. 2,40€). 1941 mussten sie zunächst alle in die Brühlstraße, dann in das Judenhaus in der Körnerstraße 24 umziehen. 

Am 15. Dezember 1941 wurden Georg, Rosalie, Alfred und Eva Johanna geb. Stern, die Alfred 1940 geheiratet hatte, nach Riga deportiert. Eva Johanna war bei der Deportation schwanger. Im Juli 1942 schrieb Margarethe Cohn aus Riga: „Hilde [Margarethes 12-jährige Tochter] fährt immer Alfreds Jungen spazieren, er ist zehn Wochen alt. Alfred ist aber augenblicklich nicht hier, er ist schon ein halbes Jahr fort. Er hat den Jungen noch nicht gesehen.“ Der Name dieses Kindes ist unbekannt. Alfred und Eva Johanna, die Eltern des „Kindes ohne Namen“, wurden am 1. Oktober 1944 nach Stutthof verlegt. Dort wurden beide umgebracht, Alfred noch 1944, Eva am 15. Januar 1945. Die Großeltern Georg und Rosalie kamen zusammen mit ihrem Enkelkind in Riga um. Ihre Todesdaten sind nicht bekannt. 

Unterschrift in den Entschädigungsakten; in der Druckschrift-Version der Unterschrift hat sich ein Fehler eingeschlichen (HStA. Nds. 110 W Acc. 14199 Nr. 110597)

Hannoversche Neustadt 12

Hannoversche Neustadt 12

Hermann Koninski, Louise geb. Sarnow (re), Horst (li) und Walter (re)
Quelle: Staatsarchiv Hamburg 352-11_44240 Blatt 63

Hermann Koninsky

Hermann Koninsky wurde am 21. Juni 1885 in Burgdorf als siebentes Kind der Eheleute Lesser Koninsky und Dorette geb. Philipp geboren. Die Eltern waren Mitte oder Ende der 1870er Jahre von Gommern nach Burgdorf gezogen. Lesser Koninsky muss in Burgdorf ein angesehener und erfolgreicher Kaufmann und Bürger gewesen sein. Er und sein Sohn Hermann waren aktive Mitglieder im Schützenverein der Stadt. Hermann gehörte bereits vor dem Ersten Weltkrieg zum „Club Germania“. Auf mehreren Fotos aus jener Zeit ist er in historischen Uniformen zu sehen.  

Hermann Koninsky, Berufsangaben Schlosser und Kaufmann, heiratete am 4. Juni 1920 in Hannover Louise Sarnow aus Hameln. Louise hatte keine jüdischen Vorfahren. Auf ihren Wunsch hin wurde der gemeinsame Nachname in „Koninski“ geändert.  Am 23. Februar 1921 wurde in Hannover der Sohn Walter geboren. Im November 1925 zog die kleine Familie nach Burgdorf und wohnte bei Hermanns Eltern. Am 28. Oktober 1926 wurde der zweite Sohn Horst in Burgdorf geboren. 1929 zog Hermann mit Frau und Sohn Horst nach Lehrte. Wann er mit seiner Familie Lehrte verlassen hat, ist unbekannt. Sie wohnten später in Hamburg. 

Louise ließ sich Ende der 20er-/Anfang der 30er-Jahre von Hermann scheiden. Später erzählte sie gerne, dass sie ihre Kinder vor dem aufkommenden Nationalsozialismus schützen wollte. Das ging so weit, dass sie ihren Sohn Walter zur HJ schickte. Zu dieser Zeit besuchte Walter noch regelmäßig seinen Vater Hermann. Zu diesen Besuchen zog ihm seine Mutter jedoch die HJ-Uniform an. Als „Halbjude“ wurde er nach der Machtübernahme der Nazis 1933 freilich aus der HJ ausgeschlossen, worunter er sehr litt. 

Im September 1936 oder April 1937 ist Hermann Koninski von Hamburg „unbekannt verzogen“ und auch über seinen weiteren Aufenthalt in Deutschland lässt sich nicht Sicheres feststellen. Nach Auskunft des Suchdiensts des Internationalen Roten Kreuzes ist er vermutlich von Kassel aus im Juni 1942 mit unbekanntem Ziel deportiert worden. Er gilt als „im Osten verschollen“. 

Walter und Horst wurden als „Halbjuden“ zum Arbeitsdienst eingezogen und waren während des Krieges auf dem Werksgelände der Gummiwarenfabrik Phoenix AG in Hamburg-Harburg (1.4.1943-30.4.1944) und später bei der Bauverwaltung (1.4.1944-30.4.1945), Abteilung Aufräumungsamt, für Bergungs- und Trümmerarbeiten, dienstverpflichtet. Während der Bombenangriffe durften sie nicht in den Bunkern Schutz suchen, in denen sich „Arier“ aufhielten. Da Walter sich für seinen kleinen Bruder verantwortlich fühlte, war dies eine schlimme Zeit für ihn. Zumal immer die Angst da war, dass auch „Halbjuden“ deportiert würden. Sowohl Walter als auch Horst spielten beim Hamburger Sportverein Handball. Walter sagte immer, dass er und Horst es einflussreichen Vereinskameraden zu verdanken hätten, dass sie die Kriegsjahre einigermaßen überlebten. Walter und Horst lernten beide Außenhandelskaufmann. Nach dem Krieg waren sie erst als Angestellte tätig, später machten sich beide selbständig. Man kann sagen, dass sie erfolgreiche Kaufleute waren. 

Walter Koninski jun., Walters Sohn, berichtete in einem Brief vom 28.09.2010 an Rudolf Bembenneck, was ihm seine Großmutter Louise über den Vater und Großvater erzählt hatte, denn: „Mein Vater hat nie über seinen Vater gesprochen. […] Ich bedaure es sehr, dass er sich uns Kindern gegenüber nie zu dem jüdischen Teil seiner Eltern geäußert hat.“

Quelle: Staatsarchiv Hamburg 352-11_44240 Blatt 63

Wallgartenstraße 38

Wallgartenstraße 38

Walter, Lotte, Gertrud, Berta Cohn und Heinz
Emil, Nathan Carl, Julius und Hermann Cohn

Emil Cohn, Berta Cohn geb. Cohn, Walter Cohn, Lotte Cohn, Heinz Cohn, Werner Cohn, Rudolf Cohn

Emil Cohn, geb. am 28.12.1885, hatte mit seiner Frau Berta geb. Cohn (geb. 20.07.1884) aus Duderstadt sieben Kinder. Eines der Kinder starb 1920 schon am vierten Lebenstag. Die anderen sind Walter (geb. 11.01.1911), Gertrud (geb. 26.02.1913), Lotte (geb. 20.01.1914), Heinz (geb. 25.05.1915 in Blomberg/ Lippe), Werner (geb. 27.10.1922) und Rudolf (geb. 21.03.1926). 

Emil selbst war der jüngste der vier Söhne von Schlachtermeister David Cohn und seiner ersten Frau Sarah geb. Meyer. Die Familie lebte in der Feldstraße 7 bis Vater David 1909 in der Gartenstraße 9 eine großes Wohn- und Geschäftshaus errichtete.

Im September 1910 legte Emil seine Schlachtermeisterprüfung in Celle ab und war bis 1914 zusammen mit seinem Bruder Hermann in dem vom Vater David übertragenen Geschäft in der Gartenstraße 9 tätig. Nach dem er für seine Schlachterei in Blomberg (Kreis Lippe) Konkurs anmelden musste, ließ sich Emil nach Kriegsende 1918 wieder in Burgdorf als Fleischer nieder und betrieb Geschäfte an verschiedenen Orten in der Stadt, zuletzt in der Wallgartenstraße 38. Im Sommer 1929 musste er den Betrieb dort aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben, das Grundstück wurde an den Pferdehändler Georg Wöhler verkauft und Emil zog mit der Familie nach Hannover. Er arbeitete aber noch bis 1930 in Burgdorf wieder im Betrieb seines Bruders Hermann, ab dann bis 1935 im En-gros-Schlachtbetrieb seines Sohnes Walter in Hannover und zum Schluss im Straßenbau und in der Landwirtschaft. 

 

Am 20. oder 22. Januar 1941 konnte Emil Cohn mit seiner Frau und den vier Söhnen nach Argentinien ausreisen, nachdem verschiedene vorausgegangen Anläufe zur Auswanderung gescheitert waren. Ihr Schiff, die „Cabo de Buena Esperanza – Kap der guten Hoffnung“ erreichte Argentinien am 3. Mai 1941. Jeder Person war es erlaubt nur 50 kg Handgepäck und 50 kg Frachtgut aufzugeben. Der Obergerichtsvollzieher, der das Gepäck vor der Abfahrt kontrollierte, konstatierte: „Ich habe mir die gesamten Umzugsgüter genau angesehen. Es handelt sich hier um einfache Leute, die nichts Besonderes mitnehmen. Wertvolle Objekte sind nicht darunter, alles einfache Kleidung und Wäsche“. Die Ausreise zehrte Emils verbliebenes Vermögen vollständig auf und wurde zusätzlich von der Reichsvereinigung der Juden und der Jewish Colonization Association in Buenos Aires mitfinanziert. Diese Organisation verpachtete Land zur Bewirtschaftung an Immigranten. Bei seinem Besuch 1979 in der alten Heimat berichtete Sohn Walter, dass der Anfang in Argentinien äußerst entbehrungsreich gewesen sei. Das ihnen zur landwirtschaftlichen Nutzung zur Verfügung gestellte Areal in der Provinz Santa Fe bestand aus Ödland, das erst noch aus eigener Kraft kultiviert werden musste. Emil mit seinen 56 Jahren war den Strapazen dieser Arbeit in dem ungewohnten Klima nicht lange gewachsen und ab 1951 auf die Unterstützung seines Sohnes Rudolf angewiesen. 

Walter und Heinz fanden Arbeit in einer Fleischwarenfabrik in Mar del Plata südlich von Buenos Aires, zu deren Leiter Walter aufstieg und schließlich ihr Inhaber wurde. Später wurde Rudolf sein Partner und die Brüder betrieben das Geschäft gemeinsam. 

Emil und Bertas Tochter Lotte konnte im März 1939 nach Brighton, England, emigrieren, wo sie wie so viele andere Immigrantinnen als Dienstmädchen in einer jüdischen Familie arbeitete. Ihre Cousine Senta schrieb 1945 an Selma geb. Cohn und Friedel Hermes: „Lotti hat den Krieg gut überstanden und sich ein kleines Mädchen zugelegt, welches ungefähr vier Jahre alt ist.“ Mit ihrer Tochter Greta und ihrem aus Wien stammenden Mann zog sie im April 1953 weiter nach Toronto, Kanada, „auf der Suche nach einem besseren Leben. […] Und, wir haben in der Tat ein besseres Leben gehabt, ein viel besseres“, schrieb Greta 2006 an Rudolf Bembenneck.

Gertrud de Vries geb. Cohn, Adolph de Vries, Rita Ilse de Vries

Gertrud Cohn wurde am 26. Februar 1913 als Tochter von Schlachtermeister Emil Cohn und seiner Frau Berta in Burgdorf geboren.

Schon im Oktober 1933 emigrierte Gertrud nach Amsterdam und arbeitete dort als Haushaltshilfe. Bis 1939 war die Einreise in die Niederlande noch ohne Visum möglich. Aber ab 1935 wurde die Beschäftigung von Ausländern genehmigungspflichtig und nur erlaubt, wenn kein Niederländer für die freie Stelle zur Verfügung stand. Gertruds Schwester Lotte hatte sie dort Mitte der 1930iger Jahre für etwa 1 Jahr besucht, bevor sie selbst im März 1939 nach England ging. Lotte erzählte ihrer Tochter Greta später, dass Gertrud sehr gern in Holland gelebt hätte und deshalb nicht rechtzeitig von dort fortgegangen sei.

 Die große Zahl der ankommenden Immigranten aus Nazi-Deutschland nach 1933 und besonders nach 1938 wurde zur Weiterreise in andere Länder gedrängt. Die ortsansässige jüdische Gemeinschaft in den Niederlanden wurde mit der Betreuung der Flüchtlinge beauftragt, wobei der Staat Wert darauflegte, dass ihm durch die Flüchtlinge keine finanziellen Belastungen entstanden. Schon ab 1939 wurden Flüchtlinge in einem, unter jüdischer Verwaltung stehenden Lager, Westerbork, interniert.

Im Mai 1940 marschierten deutsche Truppen in den NL ein. Die Nationalsozialisten verschärften nach und nach ihr Vorgehen gegen die jüdische Bevölkerung unter Ausnutzung des sehr gut organisierten niederländischen Melderegisters.

Am 3. Dezember 1941 heiratete Gertrud Adolph de Vries, geboren am 2. Juni 1904. Die gemeinsame Tochter Rita Ilse kam am 11. Oktober 1942 zur Welt. Schon im Sommer desselben Jahres hatten die ersten Deportationszüge die NL verlassen. 

Berta und Emil Cohn mit Enkel- tochter Adela auf der Farm in Monigotes
Lotte Cohn in London 1945
Gertud Cohn in Holland in den 1930igern

Die kleine Familie lebte zuletzt unter beengten Verhältnissen zusammen mit den ebenfalls aus Deutschland emigrierten Mitgliedern der Familie Polak in der Dongestraat 1 I im Süden Amsterdams. Adolph musste sich als Lumpensortierer verdingen, da er nicht mehr in seinem alten Beruf (welchem?) arbeiten durfte/konnte. 

Es sind zwei Briefe erhalten, die Gertrud aus Amsterdam an ihre Eltern Emil und Berta schrieb, die mit ihren vier Söhnen im Januar 1941 nach Argentinien hatten emigrieren können. Im Brief vom 7. Oktober 1942 freute sich Gertrud auf die baldige Geburt ihres Kindes. Im Vordergrund stand jedoch der dringende Wunsch an die Eltern, ein Visum für die Ausreise nach Argentinien zu besorgen: „Wir wünschen uns nur eins, so schnell wie möglich auch nachzukommen. Besorgt uns so schnell wie möglich dringend ein Visum. […] lasst auch bitte Eurerseits nichts unversucht und lasst bitte keine Mühe für uns zu viel sein. Wie brennend wichtig ein Visum für uns ist und was für uns davon abhängt könnt ihr euch wohl denken.“ Einen Monat später berichtete sie von Rita Ilses glücklicher Geburt und dass sie lange schwarze Haare hätte, in die die Schwestern im Krankenhaus schon ein rosa Schleifchen gebunden hätten.

In das Elternglück mischten sich die Sorge um die Zukunft, Berichte über die Verwandten, die in Riga umgekommen sind, über Inges Unfalltod in London und wieder die dringende Bitte um ein Visum oder ein vergleichbares Empfehlungsschreiben: „Ihr könnt euch ja vorstellen, wie viel uns daran liegt, gedeckt zu sein. Denn dann könnten wir vielleicht hierbleiben.“

Am 1. April 1943 wurde die Familie im Konzentrationslager Vught interniert. Der letzte erhaltene Hilferuf ist eine Karte des niederländischen Roten Kreuzes vom 18. Mai 1943 aus dem Lager Vught: „DRINGENDST BRAUCHEN VISUM. ADOLPH. GERTRUD UND UNSERE RITA ILSE (GEB. 11.10.1942). ALLE[N] GLÜCKLICH GESUND. ADRESSE. LAGER VUGHT. HOLLAND. VIELE GRÜSSE. GERTRUD. RITA UND ADOLPH DE VRIES.“

Im Juli wurde die kleine Familie nach Westerbork und von da aus weiter nach Sobibor deportiert. Am Tag ihrer Ankunft dort, am 23. Juli 1943, wurden alle drei ermordet. Der letzte Stempel auf der umherirrenden Karte mit dem Hilferuf der Familie de Vries aus Vught stammt vom 5. April 1944. Da war die kleine Familie bereits fast ein Jahr tot.

deVries Rot Kreuz-Karte 18.05.1943

Gartenstraße 44

Gartenstraße 44

Margarethe Cohn
Heinz Cohn Patientenbuch Neuerkerode

Margarethe Cohn, Heinz Cohn und Hildegard Cohn

Margarethe Cohn wurde am 2. August 1905 in Burgdorf im Haus ihrer Eltern in der Gartenstraße 44 geboren. Ihre Familie lebte seit Generationen in der Stadt. Ihr Vater, Nathan Carl Cohn, Jahrgang 1876, fiel 1916 in Frankreich, „für Kaiser und Vaterland“, wie es in der Urkunde des Heeres hieß. Margarethe war von Beruf Kindergärtnerin. Aber sie fand keine Anstellung in einer Einrichtung. Vor allem, weil sie Jüdin war, aber auch weil die Arbeitslosigkeit zur Zeit der Weimarer Republik groß war. Also musste sie sich bei betuchten Familien als Kinderfräulein verdingen. In Minden, in Niedermarsberg, Berlin, Holzminden, immer wieder unterbrochen von Arbeitslosigkeit. In ihrer Berliner Zeit kam ihr Sohn Heinz am 23. Dezember 1927 zur Welt. Er war ein uneheliches Kind. Heinz war geistig behindert. Er lebte seit Juli 1931in den Neuerkeröder Anstalten bei Braunschweig. 

Anfang September 1940 erhielt die Anstaltsleitung einen Erlass des Reichsministers des Innern, demzufolge alle psychisch kranken „Volljuden“, so der Nazijargon, in eine Sammelanstalt gebracht werden sollten. Der Leiter der Neuerkeröder Anstalten zu dieser Zeit, Pastor Ludwig Beyer, stand der „völkischen Idee grundsätzlich positiv gegenüber“ (Stephan Querfurth (2008): Ausgrenzung und Vernichtung. Neuerkeröder Blätter 73, S.7). Ohne Not veranlasste er seinen Mitarbeiter, Dr. jur. Wilhelm Hille, „das Staatsministerium um Weisung darüber [zu] ersuch[en], ob Heinz Cohn mit nach Wunstorf zu „verlegen“ sei. Die Verlegungsanordnung des RMdI [Reichsministerium des Inneren] bot zu dieser Rückfrage an sich keinen Anlass. Neuerkerode war nicht dazu verpflichtet, den Halbjuden Heinz Cohn zu melden. Marquordt [vom Staatsministerium in Braunschweig] ordnete auf Hilles Anfrage hin die „Verlegung“ an.“ (J. Klieme (1997): Ausgrenzung aus der NS-Volksgemeinschaft. Die Neuerkeröder Anstalten in der Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945, S. 199). 

Am 21. September 1940 wurde Heinz zunächst von Neuerkerode nach Wunstorf und dann am 27. September von der Landesheilanstalt Wunstorf aus in die Tötungsanstalt Brandenburg gebracht und am selben Tag ermordet. Eine Eingabe der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, Bezirksstelle Hannover, vom 4. November, die darauf abzielte, dass Heinz „Mischling“ sei (der Vater ist „Arier“) und deshalb nicht dem Erlass des Reichsministeriums des Inneren unterliege, sowie in Neuerkerode evangelisch erzogen sei, konnte ihn nicht mehr retten. 

Margarethe wohnte zusammen mit ihrer am 23. Juli 1930 geborenen Tochter Hildegard bei ihrer Mutter Jenny geb. Hirschhahn. Auch Hildegard war ein uneheliches Kind. Nach dem Tod der Mutter Jenny am 9. Juni 1935 zog Margarethe im September nach Hannover und arbeitete als Putzfrau, später als Arbeiterin bei der Firma Pfeiffer & Bedrich in der Kohlrauschstraße. Hilde brachte sie bei Verwandten, dem Vetter ihres Vaters, Hermann Cohn, und seiner Frau Dora Lina geb. Oschmann in Hannover unter. Nach der Reichspogromnacht musste Hilde die Bürgerschule 26 in Hannover verlassen. Zuletzt waren Margarethe und Hilde gezwungen, zusammen mit 125 anderen Menschen in den 11 Räumen des Gemeindehauses der jüdischen Gemeinde in der Lützowstraße 3, das als eines der 15 sogn. „Judenhäuser“ der Stadt diente, zu leben. Am 15. Dezember 1941 wurden sie von Ahlem aus nach Riga deportiert und kamen dort um. 

Hilde Cohn Schulausschluss

Uetzer Straße 12

Uetzer Straße 12

Julius Cohn
Ruth Cohn ganz links und Gerda Eschemann mit Zoepfen hinten Gemeindehaus St.Pankratius ca. 1932

Julius Cohn, Elsa Cohn geb. Rose und Arnold Cohn

Julius Cohn, 1884 in Burgdorf geboren, stammte aus einer alten Burgdorfer Familie, die hier schon vor 1800 ansässig war. Als Viehhändler war er ein überaus beliebter, angesehener und erfolgreicher Geschäftsmann und bis 1935 Kassenführer der Viehhändler- und Schlachtervereinigung. In den Akten der Gestapo Lüneburg findet sich ein bemerkenswertes Dokument (Hann. 180 Lün. Acc. 3/030 Nr. 268). Der Leiter der Staatspolizeistelle in Harburg-Wilhelmsburg beantwortete im November 1935 ein Schreiben des Reichswirtschaftsministeriums, in dem der Verdacht geäußert worden war, jüdische Viehhändler würden überhöhte Preise zahlen, um die Fleischpreise nach oben zu treiben und so Unruhe und Unzufriedenheit in die Bevölkerung zu tragen. Das sei vermutlich ein Angriff des Judentums auf das Deutsche Reich. Im Antwortschreiben der Staatspolizei vom 26.11.1935 hieß es: „Im Allgemeinen sind die Juden im Viehhandel im hiesigen Staatspolizeibezirk nicht in Erscheinung getreten. Lediglich im Kreis Burgdorf liegt der Viehhandel zum größten Teil in den Händen des jüdischen Viehhändlers Cohn aus Burgdorf. Die Schlachtereibetriebe dieses Kreises empfinden diesen Juden als wenig angenehme Konkurrenz, da er ihnen angeblich das Vieh, auf das sie selbst handeln, wegkäuft. Ob Cohn dies, wie behauptet wird, durch höhere Preisangebote erreicht, erscheint jedoch zweifelhaft. Zum großen Teil ist es wohl darauf zurückzuführen, dass die Bauern, die seit Jahren mit dem Juden gehandelt haben und nach den Äußerungen stets gut von ihm behandelt worden sind, ihr Vieh gewohnheitsmäßig weiter an ihn absetzen.“ Im Ersten Weltkrieg war Julius Marinesoldat, in Burgdorf geachtetes Mitglied der Feuerwehr und des Schützenvereins. Auch in Friedenszeiten präsentierte er sich noch gerne in seiner Reservistenuniform.

Elsa Cohn geb. Rose mit Ruth und Inge ca. 1923

Julius und seine Frau EIsa geb. Rose hatten drei Kinder. Ruth nahm sich 1937 mit 19 Jahren das Leben. Die näheren Umstände ihres Suizids sind nicht bekannt, aber vermutlich steht er im Zusammenhang mit der Verfolgung jüdischer Menschen im Nationalsozialismus, und ihr Name wurde in das „Gedenkbuch für die Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945“ aufgenommen. Inge, Jahrgang 1921, konnte 1939 nach London emigrieren und ist dort im Mai 1942 nach einem epileptischen Anfall in der Badewanne ertrunken. Arnold, 1924 als jüngstes Kind geboren, war Sportler, leidenschaftlicher Fußballer. Er konnte nicht begreifen, dass er plötzlich nicht mehr in der Mannschaft mitspielen durfte. Arnold wollte dazugehören. Er wollte Mitglied der Hitlerjugend werden. Altersgenossen erzählten, dass der Lehrer Otto von Hinüber ihm zu erklären versuchte, warum das nicht ginge. Ohne Erfolg. Wenn Arnold von seiner Lehrstelle als Tapezierer in Hannover vom Bahnhof her über den Kirchplatz zur Uetzer Straße nach Hause wollte, musste er buchstäblich Spießrutenlaufen. Er wurde durch die Reihen der Hitlerjugend getrieben und jeder versuchte, ihm in den Hintern zu treten. Arnold wurde zusammen mit den Eltern am 6. Dezember 1941 von Hamburg aus nach Riga deportiert. Nachbarn aus der Uetzer Straße haben berichtet, dass Elsa Cohn schrecklich geschrien habe, als die Familie vier Tage vorher abgeholt wurde. Julius und Elsa wurden in Riga ermordet, vermutlich Anfang 1942. Arnold wurde möglicherweise später noch von Burgdorfern, die als Soldaten an der Ostfront waren, bei der Zwangsarbeit gesehen. Einige berichteten, dass sie Zeugen wurden, wie Arnold von einem SS-Wachmann erschossen wurde, als er sie erkannte und auf sie zugehen wollte.

Julius Cohn Kennkarte
Elsa Cohn geb. Rose Kennkarte
Arnold Cohn Kennkarte

Poststraße 1

Poststraße 1

Geschäft Moosberg

Emilie Neuhaus geb. Moosberg und Clara Palmbaum geb. Moosberg

Sally Levy Moosberg aus Bückeburg erwarb 1858 das Haus Poststraße 1 von Getreidehändler Heinrich Natje und eröffnete ein Manufakturwarengeschäft. Ein Jahr später heiratete er Friederike, genannt Riekchen, Salberg aus Brakel bei Paderborn. Die Eheleute hatten vier Kinder: Louis, Emilie, Clara (Klara) und Moritz.

Die Tochter Emilie wurde am 5. Februar 1863 in Burgdorf geboren. Im Jahr 1892 heiratete sie in Burgdorf den Kaufmann Michael (Moritz) Neuhaus aus Herleshausen. Moritz Neuhaus war viele Jahre Gemeindeältester der jüdischen Gemeinde Herleshausen und leitete dort die Getreide-, Futter- und Düngemittelfirma seines Vaters Jakob. Als Emilie zusammen mit ihrem Mann am 7. September 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde, war sie fast 80 Jahre alt, ihr Mann 82 Jahre. Bereits am 11. Oktober 1942 ist Emilie dort ums Leben gekommen. Ihr Mann war zwei Tage vorher ermordet worden. Ihr Sohn Julius (geb. 1893) nahm als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teil. Nach dem Krieg heiratete er eine Osnabrücker Katholikin, Wilhelmine Weber, mit der er eine Tochter, Annemarie, hatte. Dank dieser sog. „privilegierten Mischehe“ wurde er nicht zusammen mit den Eltern deportiert

Moritz Neuhaus ca. 1888
Emilie Neuhaus geb. Moosberg ca. 1888

Louis Moosberg, Emilies Bruder, war das älteste Kind von Sally und Riekchen Moosberg. Er wurde 1860 in Burgdorf geboren. Ab 1894 führte er das Textilgeschäft des Vaters selbständig. Er war verheiratet mit Alma Meyerstein aus Hannover. Das Ehepaar hatte drei Kinder. Fritz, Jurastudent, Vizefeldwebel und Träger des EK II, fiel 1916 in Frankreich. Änne, die jüngste Tochter, konnte Anfang 1939 nach London emigrieren. Clara, geboren am 8. August 1896 in Burgdorf, heiratete im Juni 1921 in Burgdorf den Kaufmann Julius Palmbaum, der in Hildesheim eine Fell- und Darm-Großhandlung betrieb.

Moosberg Fritz Clara und Änne
Dachboden des ehem. Hauses Sannemann Fritz-Clara-Änne Moosberg Menge verarbeiteter Bettfedern 20 Sep. 1904
Fritz Moosberg Grabstein jüd. Friedhof Uetzer Str.
Hinten Clara geb. Moosberg und Juliurs Palmbaum Vorne Fritz Großeltern Julie und Phillip Palmbaum Kurt ca. 1927
Hinten Änne Moosberg Clara Moosberg Minna Ziesenis Berta Worthmann Unten-Martha Meyer-Ziesenis Kurt Meyer Tochter von Berta Worthmann Hans-Otto Klauke Martha Klauke 1925

Das Ehepaar Palmbaum wurde zusammen mit dem 1924 geborenen Sohn Kurt am 1. April 1942 nach Warschau deportiert. Die letzte Nachricht ist eine Rot-Kreuz-Karte, die Anfang 1943 geschrieben wurde. Als im April und Mai 1943 der Aufstand des jüdischen Widerstandes im Warschauer Ghetto von der SS blutig niedergeschlagen wurde, sind alle drei ums Leben gekommen.

Ihr älterer Sohn Fritz, geboren 1922, musste 1938 die Oberrealschule Hildesheim verlassen. Als 16-Jähriger wanderte er mit einem Einreisevisum des Reichsbund jüdischer Frontkämpfer, von denen 200 an Söhne von Mitgliedern vergeben wurden, allein nach Australien aus. In Australien wurde aus Fritz Palmbaum Fred Palmer.

Das Manufakturwarengeschäft (Herren- und Damenstoffe; Federbetten) Moosberg bestand aus dem Ladengeschäft in Burgdorf, aber auch aus einem Reisegeschäft mit mehreren reisenden Angestellten. Moosberg versorgte die Mitglieder des Schützenvereins mit den neuesten Uniformmodellen „und in erstklassiger Qualität“ wie es in mehreren Annoncen hieß. Vor allem aber verkaufte er auf den Bauernhöfen im Umland die Wäscheaussteuer für die Töchter. Die Familie konnte das gut angesehene Geschäft bis Ende Juli 1935 halten. Schon ab 1934 war es NSDAP-Mitgliedern verboten, bei Moosbergs zu kaufen. Da die Partei gegenüber im damaligen Gasthaus Wiesener ihre Zentrale hatte, standen Kunden unter ständiger Beobachtung und wurden mit antisemitischen Zurufen bedroht. Irgendwann blieben selbst die treuesten Kunden aus und das Geschäft, das drei Generationen lang von den Moosbergs betrieben worden war, wurde Anfang 1936 an Friedrich Fehling verpachtet. Fehling zog dann am 1. September 1937 in ein anderes „arisiertes“ Geschäft (Schuhgeschäft Jacobsohn) in der Marktstraße 56 um.

Ännes Eltern Louis und Alma waren bereits im April 1937 nach Hannover gezogen. Nachdem das Haus einige Zeit leer gestanden hatte, musste Änne Haus und Grundstück im November 1937 an Carl Sannemann verkaufen. Alma starb im Dezember 1941 und Louis im März 1942 im Altersheim des Israelitischen Krankenhauses in der Ellernstraße in Hannover.

Änne (geb. 1899) heiratete 1944 in London Max Heimann [1], der jedoch schon nach zweijähriger Ehe starb. Während die Familie Moosberg in Burgdorf selbst Hausangestellte hatte, musste sich Änne im Exil nun ihrerseits als Hausmädchen verdingen, was sie nicht ohne Bitterkeit in ihrem Wiedergutmachungsantrag bemerkte.

[1] Die Ehemänner von Änne Moosberg und ihrer Tante Clara heißen zufälligerweise beide Max Heimann

Clara, geboren 1865 in Burgdorf, die Tante von Änne verheiratete Heimann und von Clara verheiratete Palmbaum, begleitete ihren inzwischen verwitweten Vater Sally Moosberg 1895, als dieser nach Bückeburg verzog. In Lüdge heiratete sie Max Heimann, mit dem sie zwei Töchter hatte: Käthe (geb. 1899), die nach Palästina auswanderte, und Friederike (genannt Frieda, geb. 1898). Friederike heiratete später Gustav Italiener und kam mit ihm und den beiden Söhnen in Auschwitz um (s. Poststraße 2). Clara selbst starb im November 1938 (oder 1940?) in einem Altersheim in Hannover.

Moritz, das jüngste Kind von Sally und Riekchen, wurde 1868 in Burgdorf geboren und heiratete Ella Blank aus Witten. Moritz Moosberg lebte als Kaufmann im Ruhrgebiet und starb 1937. Sein Sohn Kurt (geb. 1903) war glühender Zionist und verkehrte 1926 bis 1928 in Hannover in dadaistischen Zirkeln um Kurt Schwitters. Er wanderte früh (1929) nach Palästina aus. Mit seiner Frau Rita geb. Levis zog er dort drei Töchter groß: Yael, Yehudit und Raya. 2018 besuchten Yael und Yehudit mit anderen Familienmitgliedern Burgdorf.

Clara Heimann geb. Moosberg Max Heimann ca. 1930
Vorne: Ruth Fricke-Weinel Yael Shechter Ehemann Mordechai Shechter Schwester Yehudit Biller geb. Shechter Mitte: Tochter Shybboleth Shechter Hinten: Olaf Weinel Brigitte Janssen 2018

Marktstraße 48

Marktstraße 48

Clara Aselmann Johanne Simon Rudolf Aselmann 1949
Meldekarte Johanne Simon Hannoversche Neustadt 4
SA und NSDAP marschieren durch die Marktstraße 1933

Familie Simon

Julie Simon wurde am 8. Januar 1869 in Lohne geboren. Seit April 1880 lebte sie mit den Eltern, Samuel-Andreas Simon und Jette geb. Silbermann, und vier Geschwistern in Burgdorf. Ihr Vater stammte aus Burgdorf. Zusammen mit ihren Schwestern Sophie (geb. 1866) und Johanne (geb. 1877) betrieb sie eine „Weißschneiderei und Putzmacherei“ in der Marktstraße 48. Ungezählte Kleider und Hüte stellten die drei her oder veränderten sie und trugen so zur Verschönerung der Burgdorfer Damenwelt bei. Sophie bot außerdem Nähkurse für junge Mädchen aus Burgdorf und Umgebung an.

Am 1. April 1933 standen SA-Männer vor den jüdischen Geschäften in der Marktstraße. Sie trugen Schilder „Kauft nicht bei Juden“ und „Die Juden sind unser Unglück“. Schon vor 1933 und erst recht danach marschierten Abteilungen der SA und der Hitlerjugend durch die Marktstraße und sangen unter anderem „Wenn das Judenblut vom Messer spritzt, ja dann geht es uns noch mal so gut“. Eine ganze Reihe derer, die dort marschierten, hatten Frauen, Schwestern oder Mütter, die bei den Schwestern Simon das Nähen gelernt und viele Jahre lang Nähzeug gekauft oder Hüte erstanden hatten. Die Einkünfte der Simon-Schwestern gingen durch den Boykott jüdischer Geschäfte dramatisch zurück. Im Dezember 1937 wurde ihnen der Mietvertrag für den Laden gekündigt. Sie lebten von einer kleinen Invalidenrente, die Johanne auf Grund einer Körperbehinderung bezog. Sie war als Kind gestürzt und hatte keine angemessene medizinische Versorgung bekommen. Davon hatte sie ein Hüftleiden zurückbehalten.

Sophie starb 1940 noch in Burgdorf. Am 1. April 1943 wurde Julie zusammen mit ihrer Schwester Johanne nach Hamburg ins Stadthaus, der Zentrale der Hamburger Gestapo verschleppt. Auf Johannes Meldekarte wurde dies euphemistisch als „evakuiert nach Hamburg“ vermerkt. Johanne und Julies Nichte Clara Aselmann geb. Simons berichtete, dass Polizist Meyer Johanne ins Gesicht geschlagen habe, als er sie zur Deportation abholte. Die Wohnung in der Hannoverschen Neustadt 4 war bereits geplündert, als das Finanzamt einige Tage später den Besitz der Schwestern zu Gunsten des Deutschen Reichs verkaufen wollte. Vermutlich über das Gefängnis Hamburg Fuhlsbüttel wurden beide am 5. Mai 1943 nach Theresienstadt deportiert. Dort starb Julie am 28. Juli 1944 an Entkräftung, zwei Tage bevor sie hätte nach Auschwitz transportiert werden sollen.

Julies Schwester Johanne wurde von der Transportliste nach Auschwitz wieder gestrichen, weil der Koch für die SS-Wachmannschaften sie als tüchtige Kartoffelschälerin nicht missen wollte. Sie hat überlebt und den Tod ihrer Schwester Julie bezeugen können. Am 3. August 1945 ist sie laut Meldekarte wieder nach Burgdorf „zugezogen vom Konzentrationslager Theresienstadt“.

Louisenstraße 4

Louisenstraße 4

Meyer Löwenstein und Ida geb. Blumenthal auf dem Spittaplatz

Meyer Löwenstein und dessen Frau Ida geb. Blumenthal

Meyer Löwenstein wurde am 29. Oktober 1866 im hessischen Fronhausen geboren. Im Juli des Jahres 1886 kam er als Lehrer der Synagogengemeinde nach Burgdorf. Seine gesamte Berufszeit als Lehrer, Vorbeter und Schächter der Gemeinde wirkte er in Burgdorf. Diese Ämterkopplung war damals gängige Praxis, denn das Gehalt eines jüdischen Elementarlehrers auf dem Land war eher kümmerlich und deutlich geringer als das seiner christlichen Kollegen.

In Burgdorf heiratete Meyer Löwenstein Ida BlumenthaI, die Tochter seines Vorvorgängers. Seine Geradlinigkeit und Güte brachten ihm die Achtung innerhalb und außerhalb der kleinen jüdischen Gemeinschaft Burgdorfs ein. Pastor Brandes, Pfarrer an St. Pankratius, und Meyer Löwenstein, der jüdische Lehrer, liebten es z.B., an der Aue spazieren zu gehen und sich über Gott und die Welt zu unterhalten. Meyer Löwenstein war auch mit Schwester Anna, der Leiterin des Armenhauses, befreundet, brachte ihr Matzen und reparierte die elektrische Leitung. Und auch mit den christlichen Fleischern gab es nun nach früheren Beschwerden ein kollegiales Abkommen. „Rabbi“ Meyer Löwenstein, der zugleich als Schächter wirkte, ging turnusmäßig reihum zu allen jüdischen und allen christlichen Metzgern und tötete Tiere auf die Juden vorgeschriebene Weise, damit alle Fleischer regelmäßig koscheres (rituell reines) Fleisch für die jüdischen Familien anbieten konnten. An den jüdischen Feiertagen leitete er den Gottesdienst in der kleinen Synagoge in der Poststraße, zu dem auch Gemeindemitglieder aus Lehrte, Burgwedel und Isernhagen kamen. Schon zu Zeiten der Weimarer Republik wurde der Gottesdienst manchmal von johlenden, rechtsgerichteten Gruppen gestört. Nachdem sich der Elementarunterricht in Rechnen, Lesen und Schreiben mehr und mehr an die staatliche Schule verlagert hatte, erhielten die jüdischen Kinder bei Meyer Löwenstein nur noch Hebräisch- und Religionsunterricht.

1934 zog das Ehepaar Löwenstein nach Hannover, um in der Großstadt unterzutauchen. Am 23. Juli 1942 wurden beide von ihrem letzten Wohnort aus, dem Judenhaus in der Ellernstraße 16 (ehem. Israelitisches Krankenhaus), nach Theresienstadt deportiert. Meyer Löwenstein fand dort am 11. Mai 1943 den Tod. Ida Löwenstein überlebte. Fast drei Jahre nach ihrer Befreiung konnte sie endlich nach Palästina zu ihren Söhnen Paul und Ernst Pinchas ausreisen. Ende 1949 kehrte sie nach Deutschland zurück, wohnte u.a. noch einmal für kurze Zeit in Hannover-Waldhausen, bevor sie am 29. November 1950 in Essen-Werden starb.

Während Meyer und Ida Löwensteins Sohn Paul (geb. 1891) und ihr Adoptivsohn Ernst Pinchas Blumenthal (geb. 10. Oktober 1912) 1939 bzw. 1935 über England nach Palästina emigrieren konnten, verpasste die Tochter Johanna Margarete Sara die Chance zur Auswanderung mit ihrem Mann Arthur Kaufmann. Margarete, genannt Grete, wurde am 28. Januar 1896 in Burgdorf geboren. Von 1915 bis 1933 arbeitete sie als Bankbeamtin bei der Dresdner Bank in Hannover, danach bei der Zentralen Wohlfahrtspflege der jüdischen Gemeinde. 1939 heiratete Margarete den Rechtsanwalt Dr. Arthur Kaufmann. Er hatte nach Shanghai auswandern wollen und kannte die offenkundigen Gefährdungen. Arthur Kaufmann wurde bereits im November 1938 kurzzeitig im Konzentrationslager Buchenwald als sogenannter „Aktionsjude“ inhaftiert. Trotzdem wurde jetzt erst einmal ein neuer Hausstand in der Gneisstraße 5 in Hannover gegründet. Als das Ehepaar 1940 schließlich nach Brasilien emigrieren wollte, war es zu spät. Die Kaufmanns waren nach dem Berufsverbot für jüdische Anwälte gezwungen, ihre Wohnung in der Hannoverschen Südstadt aufzugeben, und zogen im April 1939 in eine Wohnung der jüdischen Gemeinde in der Ohestraße 8. In den Gebäuden des dortigen Gemeindezentrums wurde bis zum 3. September 1941 eines der 15 „Judenhäuser“ eingerichtet, in die alle 1.200 hannoverschen Juden innerhalb von 24 Stunden einziehen mussten. Für die Kaufmanns dauerte das Elend des beengten Lebens in diesen Judenhäusern nur kurz. Bereits am 15. Dezember 1941 wurden beide von Ahlem aus zusammen mit 999 anderen Hannoveraner Juden und Jüdinnen nach Riga deportiert. Das Ehepaar Kaufmann war dabei gezwungen, als Angestellte der jüdischen Gemeinde die Deportationslisten für die Gestapo (Geheime Staatspolizei) selbst zusammen zu stellen und für die Vermögenserklärungen der Gelisteten zu sorgen. In Riga kamen beide ums Leben. Wann wissen wir nicht. Ida Löwenstein, Margaretes Mutter, schrieb noch im August 1946 von ihrer Hoffnung, dass Grete und ihr Mann aus Riga zurückkehren mögen: „Denn wenn sie ins Innere von Russland gekommen sind, kommen sie nicht so schnell heraus, wie hier ein Herr, der zurückkam, erzählte“. 

Meyer Löwenstein und Ida geb. Blumenthal
Margarete Kaufmann geb. Löwenstein 1932 vor dem Amtsgericht Burgdorf

Gartenstraße 9

Gartenstraße 9

Johanna Schweitzer geb. Cohn und ihr Ehemann Benedict als junges Paar
Hermann Cohn im Garten
stehend v.li.: Hermann Cohn, Alfred Vogelsang, Senta Cohn, Julius Cohn, Ludwig Vogelsang; sitzend v.li.: Rosalie Cohn geb. Lindenbaum, Helene Vogelsang geb. Cohn, Paul Vogelsang, Else Cohn geb. Rose, ca. 1930

Hermann Cohn, Rosalie Cohn geb. Lindenbaum, Helene Vogelsang geb. Cohn und Johanna Schweitzer geb. Cohn

Das Haus in der Gartenstraße 9 mit der großen Schlachterei, das David Cohn 1909 gebaut hatte, war der Mittelpunkt der großen Cohn-Familie, auch noch als es bereits in den Besitz des Sohnes Hermann übergegangen war. Der Sohn Nathan Carl lebte mit Frau und Töchtern in dem Haus schräg gegenüber in der Gartenstraße 44. Julius zog mit seiner Familie 1926 in die Uetzer Straße 12. Emil und seine Familie wohnten bis 1929 in der Wallgartenstraße 38. Die beiden Töchter, Helene und Johanna, hatten nach Dortmund Asseln bzw. Ipplendorf bei Bonn geheiratet.

Vater David bestand offenbar darauf, dass alle seine Söhne das Metzgerhandwerk erlernen mussten. Nach seiner Meisterprüfung übernahm Sohn Hermann bereits 1910 zusammen mit seinem Bruder Emil die Schlachterei vom Vater und führte sie dann ab 1914 allein weiter, bis er 1935 oder 1936 den Betrieb einstellen musste. Wirtschaftlich war er überaus erfolgreich. Heinrich Frese, der als Geselle bei Hermann Cohn arbeitete, wusste zu berichten, dass vor 1933 jede Woche etwa zehn Rinder und dreißig Schweine geschlachtet wurden. Für damalige Verhältnisse war der Betrieb eine Großschlachterei, die ihren Absatz vor allem bei Metzgereien in Hannover fand. Den stolzen Schlachtermeister traf der erzwungene wirtschaftliche Ruin tief. Ab Sommer 1936 musste Hermann im Straßenbau Zwangsarbeit leisten. In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 mag Hermann Cohn zunächst aufgeatmet haben, weil die Synagoge nicht in Brand gesetzt worden war. Hermann Cohn war seit 1932 Vorsteher der jüdischen Gemeinde und deswegen für die Synagoge verantwortlich. Aber dann wurde er noch in der Pogromnacht mit Gewalt aus dem Haus geholt und vorübergehend ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Nach Kriegsbeginn wollte Hermann Cohn mit seiner Frau Rosalie ausreisen, und zwar nach Australien. Warum das Ehepaar dann aber doch in Burgdorf geblieben ist, wissen wir nicht. Offenbar gab es Schwierigkeiten mit dem Reisebüro in Lüneburg. Vielleicht hat Hermann Cohn auch zu lange gezögert, weil er an seinem Haus und Anwesen und an seiner Heimatstadt hing. Oder weil er entgegen vieler bitterer Erfahrungen doch noch die vage Hoffnung hatte, dass ihm, dem Frontsoldaten und angesehenen Bürger der Stadt, und seiner Frau keine Gewalt angetan würde. Am 2. Dezember 1941 wurden beide über Lüneburg und Hamburg nach Riga deportiert und dort 1942 ermordet. Da waren Hermann 59 und seine Frau Rosalie 57 Jahre alt. Ihr genaues Todesdatum ist unbekannt. Riga-Überlebende, das Ehepaar Katz aus Lehrte, haben berichtet, Hermann habe einen schweren Tod erlitten.

m Jahr 1910 hatte Hermann Cohn Rosalie geb. Lindenbaum aus Dortmund-Huckarde geheiratet. Das einzige Kind des Ehepaares, die Tochter Senta, wurde am 5. Februar 1913 in Burgdorf geboren. Nach Realschule und kaufmännischer Ausbildung in Hannover arbeitet Senta zunächst im elterlichen Geschäft mit. Nach Schließung der Schlachterei musste sie sich als Hausangestellte in Hannover verdingen. Senta emigrierte 1939 nach London, wo sie den Kommunisten Otto Franke heiratete. Sie kehrte nach dem Krieg in die spätere DDR zurück und starb im März 2007 in Berlin im Alter von 93 Jahren. Es ist eine Reihe von Rot-Kreuzkarten erhalten, die Senta während des Krieges nach Burgdorf geschickt und von hier erhalten hat. Anfänglich haben noch die Eltern geantwortet, dann, bis zu ihrer eigenen Deportation Johanne Simon und noch später Clara Aselmann. Auszüge finden sich zusammen mit anderen Dokumenten in der abgebildeten Collage.  

Die erste Schwester Hermann Cohns, Johanna Cohn, wurde am 16. Februar 1881 in Burgdorf geboren. Sie war verheiratet mit Benedict Schweitzer, der in Ipplendorf bei Bonn einen kleinen Ziegenhandel betrieb. Das kinderlose Ehepaar wurde am 20. Juli 1942 von Köln aus nach Minsk deportiert und kurz darauf in der nahe gelegenen Tötungsstätte Maly Trostinec ermordet. 

Helene war Hermann Cohns zweite Schwester und wurde 1887 geboren. Mit ihrem Mann Ludwig Vogelsang betrieb sie ganz in der Familientradition eine Schlachterei in Dortmund-Asseln, wo ihre zwei Söhne Paul (geboren 1909) und Alfred (geboren 1913) aufwuchsen. Während Ludwig Vogelsang noch 1938 in Dortmund starb, wurde Helen 1942 nach Riga deportiert und kam dort um. Der Sohn Alfred heiratete im Februar 1939 in Castrop-Rauxel Dorothea geb. Heymann. Vermutlich im Juli wanderten beide nach Belgien aus, nachdem Alfred im Anschluss an die Reichspogromnacht bereits vorübergehend mit dem Konzentrationslager Sachsenhausen Bekanntschaft gemacht hatte. In Belgien wurden sie vom Nazi-Regime eingeholt und im September 1942 in getrennten Transporten von Drancy aus nach Auschwitz deportiert, wo beide ermordet wurden. Alfreds Bruder Paul wurde ebenfalls von Drancy aus 1943 nach Majdanek oder Sobibor gebracht und ermordet. Seine Frau Henriette und ihre Tochter Jaqueline Marion überlebten in Frankreich.

In der Mitte Senta Cohn mit ihren Eltern Hermann und Rosalie. Im Uhrzeigersinn Postkartenwechsel Sentas mit den Eltern in Burgdorf und Dokumente zu Sentas Suche nach den Eltern nach ihrer Deportation nach Riga

Marktstraße 43

Marktstraße 43

Kurt Steinberg alias Curtis Stanton über das Schicksal seiner Mutter und sein eigenes

Karoline Steinberg geb. Asser

Karoline Steinberg geb. Asser war die Frau von Henry Steinberg. Henry wurde am 2. September 1885 in Burgdorf als Sohn von Salomon Steinberg und Jenny Steinberg geb. Baruch geboren. Er verzog als junger Mann nach Hamburg, wo er als Kaufmann bei einer Zweigstelle der Fa. Karstadt tätig war. Im Zuge der „Arisierung“ der Warenhauskette Karstadt nach 1933 verloren 830 jüdische Angestellte, darunter auch Henry Steinberg, ihren Arbeitsplatz. Karoline wurde von Hamburg aus mit ihrem Mann und ihrem 13-jährigen Sohn Kurt im Oktober 1941 nach Litzmannstadt (Lodz) deportiert. Dort starb Henry am 6. September 1942 an Unterernährung. Seine Frau wurde im Juli 1944 in Auschwitz im Alter von 48 Jahren vergast. Kurt überlebte die Selektion in Auschwitz, weil er sich als 17jährig ausgab und wurde dem „Kanada-Kommando“ zugeteilt. Hier musste er die Kleidung der soeben in den Gaskammern ermordeten Menschen sortieren. Mit dem Vorrücken der Ostfront wurde Kurt nach Mauthausen, dann nach Sachsenhausen deportiert. Auf einem der Todesmärsche wurde er von den Alliierten bei Kriegsende in der Gegend von Lübeck befreit.

Kurts Großmutter, Jenny Steinberg, hatte sich bereits am 18. Januar 1941 mit 85 Jahren aus Angst vor der Deportation in Burgdorf das Leben genommen.