© Arbeitskreis Gedenkweg 9. November (2021)
Hermann Koninsky wurde am 21. Juni 1885 in Burgdorf als siebentes Kind der Eheleute Lesser Koninsky und Dorette geb. Philipp geboren. Die Eltern waren Mitte oder Ende der 1870er Jahre von Gommern nach Burgdorf gezogen. Lesser Koninsky muss in Burgdorf ein angesehener und erfolgreicher Kaufmann und Bürger gewesen sein. Er und sein Sohn Hermann waren aktive Mitglieder im Schützenverein der Stadt. Hermann gehörte bereits vor dem Ersten Weltkrieg zum „Club Germania“. Auf mehreren Fotos aus jener Zeit ist er in historischen Uniformen zu sehen.
Hermann Koninsky, Berufsangaben Schlosser und Kaufmann, heiratete am 4. Juni 1920 in Hannover Louise Sarnow aus Hameln. Louise hatte keine jüdischen Vorfahren. Auf ihren Wunsch hin wurde der gemeinsame Nachname in „Koninski“ geändert. Am 23. Februar 1921 wurde in Hannover der Sohn Walter geboren. Im November 1925 zog die kleine Familie nach Burgdorf und wohnte bei Hermanns Eltern. Am 28. Oktober 1926 wurde der zweite Sohn Horst in Burgdorf geboren. 1929 zog Hermann mit Frau und Sohn Horst nach Lehrte. Wann er mit seiner Familie Lehrte verlassen hat, ist unbekannt. Sie wohnten später in Hamburg.
Louise ließ sich Ende der 20er-/Anfang der 30er-Jahre von Hermann scheiden. Später erzählte sie gerne, dass sie ihre Kinder vor dem aufkommenden Nationalsozialismus schützen wollte. Das ging so weit, dass sie ihren Sohn Walter zur HJ schickte. Zu dieser Zeit besuchte Walter noch regelmäßig seinen Vater Hermann. Zu diesen Besuchen zog ihm seine Mutter jedoch die HJ-Uniform an. Als „Halbjude“ wurde er nach der Machtübernahme der Nazis 1933 freilich aus der HJ ausgeschlossen, worunter er sehr litt.
Im September 1936 oder April 1937 ist Hermann Koninski von Hamburg „unbekannt verzogen“ und auch über seinen weiteren Aufenthalt in Deutschland lässt sich nicht Sicheres feststellen. Nach Auskunft des Suchdiensts des Internationalen Roten Kreuzes ist er vermutlich von Kassel aus im Juni 1942 mit unbekanntem Ziel deportiert worden. Er gilt als „im Osten verschollen“.
Walter und Horst wurden als „Halbjuden“ zum Arbeitsdienst eingezogen und waren während des Krieges auf dem Werksgelände der Gummiwarenfabrik Phoenix AG in Hamburg-Harburg (1.4.1943-30.4.1944) und später bei der Bauverwaltung (1.4.1944-30.4.1945), Abteilung Aufräumungsamt, für Bergungs- und Trümmerarbeiten, dienstverpflichtet. Während der Bombenangriffe durften sie nicht in den Bunkern Schutz suchen, in denen sich „Arier“ aufhielten. Da Walter sich für seinen kleinen Bruder verantwortlich fühlte, war dies eine schlimme Zeit für ihn. Zumal immer die Angst da war, dass auch „Halbjuden“ deportiert würden. Sowohl Walter als auch Horst spielten beim Hamburger Sportverein Handball. Walter sagte immer, dass er und Horst es einflussreichen Vereinskameraden zu verdanken hätten, dass sie die Kriegsjahre einigermaßen überlebten. Walter und Horst lernten beide Außenhandelskaufmann. Nach dem Krieg waren sie erst als Angestellte tätig, später machten sich beide selbständig. Man kann sagen, dass sie erfolgreiche Kaufleute waren.
Walter Koninski jun., Walters Sohn, berichtete in einem Brief vom 28.09.2010 an Rudolf Bembenneck, was ihm seine Großmutter Louise über den Vater und Großvater erzählt hatte, denn: „Mein Vater hat nie über seinen Vater gesprochen. […] Ich bedaure es sehr, dass er sich uns Kindern gegenüber nie zu dem jüdischen Teil seiner Eltern geäußert hat.“
© Arbeitskreis Gedenkweg 9. November (2021)