80 Jahre Riga-Deportation

von Hamburg nach Riga deportierte Burgdorfer

„…nach dem Osten gebracht“ – 80 Jahre Riga-Deportation

Schon seit Februar 1940 gab es regional begrenzte und sporadische Transporte deutscher Jüdinnen und Juden „in den Osten“. Ab Oktober 1941 begann die systematische Deportation in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager in den Gebieten östlich der Reichsgrenzen flankiert von einem generellen Auswanderungsverbot für jüdische Menschen.

Am 06.12.1941 wurden Elsa Cohn geb. Rose, ihr Mann Julius und ihr Sohn Arnold sowie Rosalie Cohn geb. Lindenbaum und ihr Mann Hermann von Hamburg aus nach Riga deportiert (oberes Bild). 

Am 15. 12. 1941 wurden Margarethe Cohn, ihre Tochter Hildegard, Georg Jacobsohn, eine Frau Rosalie geb. Behr (nicht abgebildet), sein Sohn Alfred und dessen Frau Eva Johanna geb. Stern, Margarete Kaufmann geb. Löwenstein und ihr Mann Arthur (nicht abgebildet) sowie Bertha Goldschmidt geb. Fleischhacker von Hannover aus nach Riga deportiert (unteres Bild).

Das ZeitZentrum Zivilcourage Hannover erinnert ab dem 06.12.2021 an 80 der 1001 an diesem Tag verschleppten Menschen auf: 

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Weitere Veranstaltungen und Aktionen unter www.hannover.de/das-z

von Hannover nach Riga deportierte Burgdorfer

Heimat und Exil – Verfolgung und Vernichtung: Veranstaltungen des Arbeitskreis Gedenkweg 9. November

Heimat und Exil – Verfolgung und Vernichtung: Veranstaltungen des Arbeitskreis Gedenkweg 9. November

Emil Cohn Stadtarchiv Burgdorf

Vor 80 Jahren, am 23. Oktober 1941, erließ die nationalsozialistische Regierung einen endgültigen Ausreisestopp, nachdem das Regime zuvor zwischen Forcierung und Behinderung der Ausreise jüdischer Menschen aus Nazi-Deutschland hin- und herschwankte. Der Arbeitskreis Gedenkweg 9. November erinnert am 11.11.21 um 17 Uhr im Ratssaal des Burgdorfer Schlosses mit einer Gedenkveranstaltung an die aus Burgdorf und Deutschland vertriebenen Mitglieder der Familie Emil Cohn, für die am Tag darauf Stolpersteine verlegt werden. Die Veranstaltung im Ratssaal zeigt gleichzeitig Verbindungslinien zu heutigen Flucht- und Ankommenserfahrungen auf, ohne Schicksale und historische Situationen gleichzusetzen. Neben Emil Cohn in Selbstzeugnissen werden deshalb auch Frau Parivash Ashadi aus Afghanistan und Herr Yahyar Alshar aus Syrien zu Wort kommen. Die Veranstaltung findet unter 2G-Coronaregeln (Geimpfte und Genesene) statt. Anmeldung bis zum 8. November unter info@juedische-geschichte-burgdorf.info oder Tel. 01577-1119421. Einlass zur Veranstaltung ist ab 16:15, damit Abstands- und Kontrollregeln eingehalten werden können. Wer nicht persönlich teilnehmen kann, kann unter derselben Mail-Adresse den link für den Live-Stream erfragen.

Am 12.11.21 werden außerdem ab 11:00 neue Stolpersteine in der Gartenstraße 44 und Wallgartenstraße 38 durch Gunter Demnig selbst verlegt. Diese Veranstaltung ist öffentlich unter den Coronaregeln für Freiluftveranstaltungen. Sie wird von Schülerinnen und Schülern der Rudolf-Bembenneck-Gesamtschule und des Gymnasiums mitgestaltet.

Der Gedenkweg am 9. November fällt wegen der zahlreichen Veranstaltungen im Umfeld aus. Zu diesen Veranstaltungen gehört auch, dass das Mitglied im Arbeitskreis Gedenkweg 9. November, Dr. Tobias Teuber, am 7.11.21 um 10:00 den Predigtimpuls in einfach.Gottesdienst.feiern der St. Paulus-Kirchengemeinde gestaltet.

We Refugees

We Refugees

Zufluchtsländer 1941

„Vor allem mögen wir es nicht, wenn man uns ›Flüchtlinge‹ nennt.“ Mit diesem Satz beginnt Hannah Arendts Aufsatz „We refugees“, der 1943 erschien. Im Klappentext der Reclam-Ausgabe der deutschen Übersetzung, schreibt der Verlag 2016: „[Der Aufsatz] zeigt nun heute seine eigentliche Sprengkraft: Die Frage, ob Staaten überhaupt noch in der Lage sind, Flüchtlings-Probleme zu bewältigen, da die Nationalsozialisten die Idee des schützenden Nationalstaates demontiert haben, verneint Arendt mit Nachdruck.“ Und Thomas Meyer erläutert in seinem Essay zu Arendts Aufsatz in dieser Ausgabe: „Die Flüchtlingsfrage ist universell geworden. Sie erfordert eine Überprüfung des Selbstverständnisses von Staaten, das heißt: von der Vorstellung eines in Staatsgrenzen lebenden Staatsvolkes, dessen Grenzen durch den Staat garantiert werden.“

Das digitale Archiv  https://we-refugees-archive.org/ vereint Zeugnisse historischer und gegenwärtiger Flucht- und Ankommenserfahrungen, ohne sie gleichzusetzen, aber um die Verbindungslinien aufzuzeigen und Arendts Aufsatz weiterzudenken. Die Veranstaltungen des Arbeitskreis Gedenkweg 9. November im November 2021 verorten diesen Ansatz im Lokalen, in dem sie das Vertreibungsschicksal der Familie Emil Cohn aus Burgdorf und Deutschland mit den Erfahrungen gegenwärtiger Geflüchteter nach Deutschland und Burgdorf verbinden.

Die “T4” Sonderaktion

Die “T4” Sonderaktion von Juni/August 1940 bis Februar/Mai 1941 zur Ermordung jüdischer Patientinnen und Patienten in Heil- und Pflegeanstalten

Im März oder April 1940 wurde in der Berliner Zentrale des nationalsozialistischen Euthanasie-Projekts zur Beseitigung sogn. „unwerten“ Lebens in der Tiergartenstraße 4 eine Sonderaktion zur Ermordung jüdischer Anstaltspatienten und -patientinnen beschlossen. Im Rahmen dieser Aktion wurden jüdische Patienten und Patientinnen verschiedener Heilanstalten einer Region in Sammelstellen konzentriert. Für die Provinz Hannover, zu der auch die Neuerkeröder Anstalten unter evangelischer Trägerschaft gehörten, war die Heil- und Pflegeanstalt Wunstorf die entsprechende Sammelstelle. Nach einem Aufenthalt von wenigen Tagen wurden die Patienten und Patientinnen mit Güterzugwaggons in die euphemistisch als “Landes-Pflegeanstalt Brandenburg an der Havel“ bezeichnete Tötungsanstalt verbracht. Dort wurden die Menschen noch am Tag ihrer Ankunft in als Duschen getarnten Gaskammern mit Kohlenmonoxid getötet und anschließend vor Ort in zwei transportablen Öfen der Berliner Firma Kori verbrannt. Die „T4“-Zentrale in Berlin richtete in der Tötungsanstalt ein eigenes Standesamt ein und stellte Monate später fingierte Todeserklärungen aus, die überdies angeblich von einer Pflegeeinrichtung in Cholm im Generalgouvernement bei Lublin versandt wurden. Nicht nur wurden den Leichen vor der Verbrennung etwaige Goldzähne entfernt, auch die angeblichen Unterbringungskosten in Cholm bis zum fingierten späteren Tod der Patienten und Patientinnen dort wurde der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, die als Trägerin der Wohlfahrtpflege dafür zuständig war, in Rechnung gestellt. Unschwer ist zu erkennen, dass die „T4“-Sonderaktion der Auftakt, die Blaupause und der Probelauf zur Vernichtung der europäischen Juden und Jüdinnen in den Vernichtungslagern des Ostens war. Mehr als 90 Angestellte der „T4“ wurden später auf Grund ihrer einschlägigen Erfahrungen dafür abgeordnet, darunter die Kommandanten der Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka. 

Zum Weiterlesen:

https://www.gedenkort-t4.eu/de/historische-orte/qvp1b-provinzial-heil-und-pflegeanstalt-wunstorf-krh-psychiatrie-wunstorf#schnellueberblick 

https://www.brandenburg-euthanasie-sbg.de/geschichte/1940-t4-mordstaette-brandenburg/ 

Reichsbanner

"Für Freiheit und Republik - Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold im Kampf für die Demokratie 1924 bis 1933"

Reichsbanner A1 Wanderausstellung

Noch bis zum 10.September ist im Berliner Abgeordnetenhaus eine Ausstellung zur Geschichte des „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ zu sehen. Das Video zur Eröffnung finden Sie unter https://www.youtube.com/watch?v=5cBBsAd_N1M. 

Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold wurde am 22. Februar 1924 in Magdeburg als überparteiliches Bündnis von der SPD, der liberalen Deutschen Demokratischen Partei und der katholischen Zentrumspartei gegründet. Mit diesem demonstrativen Schulterschluss reagierten die Demokraten auf die zahlreichen Morde sowie die links- und rechtsextremistischen Putschversuche in den Anfangsjahren der Weimarer Republik. Schnell entwickelte sich das Reichsbanner zu einer Massenorganisation mit mehr als drei Millionen Mitgliedern. 

Ab 1931 kämpften Reichsbanner, SPD, Gewerkschaften u.a. in der Eisernen Front gemeinsam gegen die Nationalsozialisten. Nach deren Machtergreifung 1933 wurde das Reichsbanner verboten. Seine Mitglieder wurden verfolgt, mussten ins Exil gehen oder wurden Teil des deutschen Widerstandes gegen den Nationalsozialismus. Neben fünf Reichskanzlern waren bekannte Mitglieder des Reichsbanners u.a. Philip Scheidemann, Otto Wels, Julius Leber, Kurt Schumacher, Fritz Bauer, Paul Löbe und Theodor Heuss.

Ein online Rundgang durch die Ausstellung ist auch gesondert verfügbar.

https://www.reichsbanner.de/fileadmin/videos/reichsbanner.mp4 

Die Bundesrepublik Deutschland als parlamentarische und demokratische Republik zu erhalten, ist nach Überzeugung des „Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold“ eine fortwährende Aufgabe für uns alle. Die Arbeit des Reichsbanners ist seit seiner Wiedergründung im Jahr 1953 als „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund aktiver Demokraten e.V.“, daher von politisch-historischer Bildungs- und Erinnerungsarbeit geprägt. Der Verein kooperiert dazu mit verschiedenen öffentlichen und gemeinnützigen Institutionen, wie der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin, der Bundeszentrale für politische Bildung oder der Friedrich-Ebert-Stiftung. 

Ob in Ausstellungen, Seminaren oder dem Besuch von Gedenkveranstaltungen – stets steht die Vermittlung staatsbürgerlicher Bildung und Werte besonders an junge Menschen im Mittelpunkt. Damit wollen sie das Bewusstsein stärken, dass Demokratie, Freiheit, Wohlstand und sozialer Friede auch heute täglich neu erstritten werden müssen.  (Quelle: https://reichsbanner.de/reichsbanner-heute/veranstaltungen/archiv/2021/wanderausstellung-in-berlin-2/ ; Ausstellungsplakat © Gedenkstätte Deutscher Widersatnd) 

Stolpersteine

Stolpersteine

Putzen: Im Juni sind wir mit fünf Schüler*innen-Gruppen der RBG durch Burgdorf gegangen und haben die Stolpersteine geputzt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen! Vielen Dank an die Schüler und Schülerinnen und ihre Lehrerin Frau Koopmann!

Besuchen: Im Juli setzen wir die Führungen mit sechs Gruppen von Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums fort. Wir freuen uns darauf und danken Herrn Rode für diese Zusammenarbeit!

Neu Verlegen: Am 12. November um 11:00 werden wir neue Stolpersteine in der Gartenstraße 44 und in der Wallgartenstraße 38 verlegen. Bitte halten Sie sich das Datum frei! Wir werden sie laufend weiter über die Planungen einschließlich der Begleitveranstaltungen informieren. Wenn Sie die Verlegung unterstützen wollen, finden Sie unser Spendenkonto hier:

Spendenkonto

Kontoinhaber: Kirchenkreisamt Burgdorfer Land

Kreditinstitut: Stadtsparkasse Burgdorf

IBAN: DE71 2515 1371 0000 0072 52

BIC: NOLADE21BUF

Bitte unbedingt als Stichwort „Gedenkweg 9.November“ angeben

„Freitagnacht Jews“ – Schabbat mit Daniel Donskoy

"Freitagnacht Jews"
Schabbat mit Daniel Donskoy

Nach dem April newsblog erreichte mich folgender Tipp aus dem Leser*innenkreis, den ich gerne an Sie und Euch weitergeben möchte:

„Freitagnacht Jews“ – Schabbat mit Daniel Donskoy

Die YouTube- und Mediathek-Reihe „Freitagnacht Jews“ erzählt nach Senderangaben in acht Folgen über junges jüdisches Leben in Deutschland. Host ist der Schauspieler und Musiker Daniel Donskoy. Es geht um gutes Essen und gute Gespräche und am Ende vor allem darum: Verständnis füreinander zu entwickeln. Ab 18. Juni auch im WDR Fernsehen, freitags 23.30 Uhr.

Und jetzt schon, auch die bisher aufgezeichneten Folgen, unter:

https://www1.wdr.de/kultur/freitagnachtjews/freitagnacht-jews-uebersicht-100.html

#2021JLID – Podcast

#2021JLID – Podcast

Seit Januar 2021 sprechen die Journalist*innen Mirna Funk, Shelly Kupferberg und Miron Tenenberg wöchentlich im Wechsel mit spannenden Gästen über das Thema jüdisches Leben in Deutschland. Sie machen die Diversität jüdischen Lebens in Gesellschaft, Kultur, Gemeinden und überhaupt in Deutschland hörbar!

Die einzelnen Folgen sind unter

https://2021jlid.de/podcast/

nachzuhören. Oder direkt bei Spotify bzw. Deezer unter #2021JLID

Shared History – virtuelle Ausstellung des Leo Baeck Instituts (LBI)

Shared History – virtuelle Ausstellung des Leo Baeck Instituts (LBI)

Das Shared History (geteilte Geschichte) Projekt des Leo Beck Institutes New York / Berlin erzählt anhand von 58 Objekten die Geschichten von Jüdinnen und Juden in Mitteleuropa und zeigt die enge Verflechtung jüdischer Geschichte mit den Menschen, Regionen und Ländern dieses Raums. Im Verlaufe des Jahres 2021 wird jede Woche ein neues Objekt mit begleitenden Texten von führenden Gelehrten in einer virtuellen Ausstellung enthüllen.

Von den frühesten Nachweisen jüdischer Präsenz in den römischen Provinzen des Rheinlands bis zum Deutschland und Österreich der Gegenwart erzählt das Projekt die Geschichte der komplexen Koexistenz von jüdischem und nichtjüdischem Leben im deutschsprachigen Raum der letzten 1700 Jahre. Das Shared History Project vermittelt damit wichtige Botschaften über Migration, Akzeptanz, Inklusion, Akkulturation, Vorurteile und Ausgrenzung, Verfolgung, Erfolg und Widerstandsfähigkeit, um mit Hilfe historischer Fakten und der Verbreitung von Wissen einen wichtigen Beitrag gegen Ignoranz, zunehmende Geschichtsvergessenheit und -verzerrung und wachsenden Antisemitismus zu leisten. (Quelle: Internetseite des LBI)

Die Exponate und Beiträge sind unter

https://sharedhistoryproject.org/

zu erreichen.

Festschrift für Leo Baeck mit einem Beitrag von Bruno Italiener 1953

Swing Jugend Hannover

Swing Jugend Hannover

„Wer den Swing im Blut hat, kann nicht im Gleichschritt marschieren“
(Jazz-Legende Coco Schuhmann, ehem. Mitglied „Ghetto-Swingers“, Theresienstadt 1943)

Die Swing-Jugend hasste die Deutschtümelei der Hitler-Jugend: die Uniformen, das Marschieren, Schießen, die militärischen Zeltlager und die Erziehung zum Rassenhass. Swing-Kids bevorzugten lange Haare, englische Kleidung und amerikanische Swing-Musik. Schüler der Luther-Schule gründeten 1943 den „Deutschen Swing Club“. In Lokalen hieß es „Swing tanzen verboten“. Hannoversche „Schniegels“ und Mädchen und Jungen der „Schlangenhaus-Innung“, auch „Schlangenbande“ genannt, trafen sich im Maschsee-Strandbad oder der Eilenriede zum Musik hören vom Koffer-Grammophon und Swing tanzen. Dafür wurden sie auf Geheiß des Führers der SS, Heinrich Himmler, als „Swing-Heinis“ und „Musik-Gangster“ von den Nazis verfolgt. Viele starben im Konzentrationslager Moringen. 

Dietmar Geyer, der auch die Internet-Seite https://www.ns-zeit-hannover.de/, die sich gezielt an Jugendliche richtet, aufgebaut hat, hat den Film „Swing-Jugend in Hannover 1933 – 1945“ (7 Minuten) aus vielen bisher unveröffentlichten Fotos und Dokumenten zusammengestellt. Er beleuchtet ein Stück „Musik-/Jugend-/Kultur- und Erinnerungs-Geschichte“ der Stadt Hannover, das überwiegend in Vergessenheit geraten ist.

Sie und Ihr könnt den Film unter dem nachstehenden Link sehen. 

Link: https://youtu.be/eCvVNbTsAKk